"ermächtigt" - Impuls für die 6. Fastenwoche
Gedanken für die Woche:
Zusammenleben braucht Verantwortung und Leitung. Menschen sind deshalb ERMÄCHTIGT, Entscheidungen zu treffen und zu gestalten. Worte, wie „zuständig“, „berechtigt“, „bevollmächtigt“, etwas „vermögen,“ sich „einsetzen“ beschreiben dieses Handeln. ERMÄCHTIGT sein sollte bedeuten, Zusammenleben zu verbessern und Widrigkeiten zu beseitigen. Die Worte „übermächtig“, „Machtanspruch“, „Machthaber“, „Machtspielchen“ und „Ohnmacht“ zeigen, dass Macht auch missbraucht wird, um sich Vorteile zu verschaffen auf Kosten anderer. Dann benachteiligt Ermächtigung, macht andere klein, ohnmächtig und raubt ihnen die Lebensgrundlage.
Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba bringt unsere Ermächtigung ins Bild: Es ist eine Kugel zu sehen, die an unsere Erde erinnert. Zwei Handpaare umgeben sie. Keine Hand hat die Erde fest im Griff wie ein Eigentum. Wer empfängt? Wer gibt? Wenn eine der beiden die Hände wegzieht, auf seine Verantwortung, seine Ermächtigung verzichtet, droht die Erde zu entgleiten. Rot als Farbe für Leben und Tod ist der Hintergrund dieses Handelns. Die Entscheidung für Leben oder Tod liegen nahe beieinander.
Die erste Schöpfungserzählung greift diese Thematik auf. Die Menschen erhalten von Gott die Ermächtigung zu „herrschen.“ Es ist zu oft gedeutet worden, als mit der Schöpfung und ihren Geschöpfen „alles tun und lassen dürfen“. Es lässt aber außer Acht, dass wir Menschen diese Ermächtigung haben, um gottähnlich zu handeln, denn wir sind als Abbild Gottes geschaffen (vgl. Gen 1, 26-28). Zu herrschen, meint hier ausschließlich, Gott in der Welt spürbar und sichtbar zu machen. Es meint, uns bewusst zu sein, dass uns die Schöpfung mit ihren Geschöpfen anvertraut, in unsere Hände gelegt sind. Es sind Leihgaben, die mit der gleichen Liebe und Umsicht behandelt werden wollen, wie es Gott tut. Es geht um Verantwortung, weil wir diese Leihgaben nur für unsere Lebenszeit erhalten. Die neue Einheits-übersetzung versucht diesem Zusammenhang mit dem Wort „walten“ gerecht zu werden.
Impuls für den Alltag
Schöpferisch ermächtigt lässt mich überlegen:
- Für was und für wen bin ich ermächtigt, Verantwortung zu tragen?
- Wie gelingt es mir, dort Gottes Liebe spürbar und sichtbar werden zu lassen?
- Was kann ich tun, um das Leben lebenswerter zu machen?
Impuls von Claudia Chmiel – Referentin für Theologie und Spiritualität des KDFB –Diözesanverband Augsburg