Frauen fordern Veränderung
Der Abend, an dem ca. 90 vor Ort und über 100 Personen via Livestream teilnahmen, wurde von der Journalistin Gerlinde Knoller moderiert. Die Expertinnen erzählten, warum sie immer noch nicht müde seien, zum Thema zu sprechen und wie sie sich weigerten, den Platz, der ihnen als Frau zugewiesen worden ist, widerstandslos einzunehmen. Christiane Florin: „Wenn verschiedene Päpste sagen: ‚Ihr sollt dazu schweigen!‘, dann ist es für mich ein Anlass, genau dazu nicht zu schweigen.“ Neben den Berichten aus der eigenen Glaubensbiografie und der Erinnerung an die schmerzhaften Erfahrungen, wie sie als Frau in der Kirche immer wieder auf Ablehnung gestoßen waren, berichteten Sr. Ganz und Margit Eckholt auch über die Arbeit des Synodalen Weges und die derzeitigen Diskussionen zum Thema Frauen und kirchliches Amt.
Dr. Christiane Florin machte deutlich, dass die Katholische Kirche in der Frauenfrage auf eine lange Patriarchatsgeschichte zurückblicke und kritisierte, wie Männer das Wesen der Frau definiert haben und alle diesbezüglichen Aussagen in Diskussionen zum zentralen Glaubensgut hochstilisiert werden. Professorin Margit Eckholt verdeutlichte, dass die heutige Theologie versuche, sich davon zu emanzipieren und eine feministische Perspektive des Glaubens immer mehr in den Fokus gerückt werde. Die Frage nach der Wesenshaftigkeit der Frau gelte als überholt. Wenn Kirche ihre Glaubwürdigkeit und den Anspruch der eigenen Botschaft aufrechterhalten will, muss der Zugang zum Amt allen Menschen zugestanden werden. Sr. Katharina: „So lange Frauen nicht geweiht werden, wird der Grundwiderspruch zum Evangelium nicht aufgelöst werden.“
Die derzeitige Kirchenkrise wird dann als Chance für einen Neuanfang gesehen, wenn die Kirchenleitung den Mut findet, sich zu begangenen Verbrechen zu bekennen und die Schuld am eigenen Anteil des verursachten Leids einzugestehen. „Institutionen bewegen sich dann, wenn sie existentiell gefährdet sind“, analysierte Sr. Dr. Katharina Ganz den derzeitigen Zustand der katholischen Kirche.
Mit den Worten „Stehen wir auf und finden unseren eigenen Platz“ beendete Elvira Blaha als eine der Veranstalterinnen den Abend und fasste damit die Aufbruchsstimmung des Gespräches zusammen. Einen spirituellen Ausklang bot im Anschluss die Nachtliturgie in der Moritzkirche unter der Leitung von Brigitte Schwarz, Elvira Blaha, Dr. Ursula Schell und Dr. Thérèse Winter.
Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann auf YouTube aufgerufen werden.