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Berta Mayr–Heinrich ist Krankenschwester, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Sie ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Im Gespräch mit Rita Sieber (Referentin für Theologie und Spiritualität des KDFB) berichtet sie von ihrem Dienst auf der Intensivstation im Kreiskrankenhaus Schrobenhausen. Sie ist Podiumsteilnehmerin beim Expertengespräch des KDFB über „Soziale Frauenberufe: Hoher gesellschaftlicher Nutzen für wenig Geld“, das am 15. Juni 2018 um 15:00 Uhr im Mehrzweckraum des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen stattfindet.

Liebe Berta, seit Jahrzehnten arbeitest du im Schrobenhausener Kreiskrankenhaus, du bist sozusagen Teil der „alten Garde“. Über die Jahre hat sich die Intensivmedizin umfangreich verändert. Berichte uns doch über deinen Arbeitsalltag, damit wir einen kleinen Eindruck bekommen.

Ich arbeite auf der Intensivstation mit 8 Patientenbetten im Dreischichtbetrieb. Mein Beruf macht mir sehr viel Freude, weil ich viel Patientenkontakt habe und in einem sehr guten Team auf hohem Niveau arbeite, mit netten Kollegen und qualifizierten Ärzten. Unsere Patienten kommen meistens in einer lebensbedrohlichen Situation und fühlen sich dann bei uns gut versorgt. Der Frühdienst beginnt um 6:00 Uhr mit der Übernahme von zwei bis drei Patienten. Er beinhaltet die medizinische Therapie und die Körperpflege. Bei letzterer versuche ich, den Patienten so viel als möglich einzubinden. Die medizinische Therapie umfasst z. b. die Blutabnahme zu diagnostischen Zwecken, die Kontrolle der Blutgase sowie die Einstellung der Beatmungsmaschinen. Diese bespreche ich mit unserem Stationsarzt. Danach bekommt der Patient die Medikamente und Antibiotika, die vom Arzt verordnet worden sind. Ich begleite meine Patienten auch zu allen diagnostischen Untersuchungen. Bei Notfällen unterstütze ich den Arzt bei der Stabilisierung des Patienten. Wir assistieren dem Arzt bei allen Untersuchungen und führen Katheteranlagen durch. Ich unterstütze meine Patienten auch bei der Nahrungsaufnahme. Manche Patienten können nicht mehr selbständig essen; ihnen muss das Essen eingegeben werden. Auf Grund von Schluckstörungen benötigen manche Patienten eine Ernährungssonde. Der Frühdienst ist in der Regel sehr schnell vorbei, weil er sehr arbeitsaufwändig ist. Im Spätdienst betreue ich auch 2 – 3 Patienten im Nachtdienst bis zu 4 Patienten. Ich bekomme zu jeder Tages- und Nachtzeit neue Patienten und versorge diese.

Zu einer umfassenden und einfühlsamen Versorgung eines Patienten gehört aber noch viel mehr als den Patienten zu waschen, ihm Blut abzunehmen oder eine Infusion anzuhängen. Das ist dir sehr wichtig.

Zu einer guten Patientenbetreuung gehören für mich auch einfühlsame Gespräche. Ich möchte Angst nehmen, den Patienten beruhigen, Trost spenden und Mut machen. Ich versuche, auf meine Patienten einzugehen und ihnen die nötige Zeit zu geben, was mir unter dem Arbeitsaufwand manchmal auch nicht gelingt. Zu meinen Aufgaben gehören auch Gespräche mit Angehörigen. Auch diese brauchen häufig Trost und Mut. Dabei muss ich sehr flexibel sein und mich auf meine Patienten und deren Angehörige immer wieder neu einstellen.

Im medizinischen und pflegerischen Bereich ist immer wieder die Rede davon, dass gerade die Dokumentation sehr zeitaufwändig ist.

Ja, eine wichtige Aufgabe ist die Dokumentation. Ich muss alle meine pflegerischen Tätigkeiten und den gesundheitlichen Zustand meiner Patienten dokumentieren. Ich arbeite nach pflegerischen Standards und Assessments, die ich ebenfalls dokumentieren muss.

Liebe Berta, an deinen Ausführungen kann man erkennen, dass dein Beruf dir Freude und Erfüllung schenkt – also echte Berufung ist. Am 15. Juni diskutieren Expert/-innen in Schrobenhausen zum Thema: „Soziale Frauenberufe: Hoher gesellschaftlicher Nutzen für wenig Geld?“ über die Arbeitsbedingungen, Gehaltsstrukturen und Ausbildungssituation sozialer Frauenberufe. Wo siehst du den größten Handlungsbedarf?

Ich akzeptiere, dass es keine geregelte Arbeitszeit gibt, weil ich meinen Beruf gerne ausübe. Das Gehalt ist aber in allen sozialen Berufen nicht angemessen. Wir brauchen dringend eine starke Lobby, die sich mehr für uns einsetzt. Um dem drohenden Pflegenotstand vorzubeugen, braucht es attraktivere Arbeitsbedingungen und vor allem eine bessere Bezahlung. Wenn wir junge Leute für diese Berufe begeistern wollen, muss auch die Vergütung der Ausbildung angehoben werden. Und wir müssen erreichen, dass Frauen, die jahrelang in sozialen Berufen gearbeitet haben, von ihrer Rente leben können. 

Trotz dieser ungünstigen Bedingungen – würdest du diesen Beruf noch einmal ergreifen?

Ja, weil ich aus Überzeugung und Leidenschaft Krankenschwester bin! Auch weil mich die Medizin sehr interessiert und mir vor allem der Kontakt mit meinen Patienten Freude macht. Dass ich trotz Ganztagsbeschäftigung eine sehr geringe Rente erhalten werde, empfinde ich allerdings als sehr ungerecht.

Liebe Berta, vielen Dank für das interessante Gespräch. Von Herzen wünsche ich dir weiterhin viel Kraft und Freude.
Wir sehen uns beim nächsten „KDFB im Gespräch mit Experten“, das am 15. Juni um 15.00 Uhr im Krankenhaus Schrobenhausen stattfindet und hoffen auf viele Interessierte!

Autor: Rita Sieber, Referentin für Theologie und Spiritualität des KDFB – Diözesanverbandes, 27.04.2018

Autor: Rita Sieber, Theologische Referentin des KDFB
15.05.2018
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