Heimat- Ort oder Gefühl?
Unter der Moderation von Christof Öhm (Radio RT1) diskutierten am 18.03.2017 in der Volkshochschule Donauwörth Bärbel Stahl (Aktion Anker), Lina Qurbani (Flüchtling aus Afghanistan), Ralf Eger (Flüchtlingsbeauftrager der Diözese Augsburg), Gudrun Reißer (Leiterin VHS Donauwörth), Friedrun Meyer (Vertriebene und Leiterin interkulturelles Frauencafe), Marcia Stoller und Judith Meyer (Zugezogene) über das Thema „Fremdsein“ und „Dazugehören“. Bärbel Stahl von der Aktion Anker ist sich sicher, dass Liebe und Freundschaft Grenzen im Kopf überwinden können. Die Bereitschaft, Neues kennen zu lernen und den „deutschen Kopf“ ab und zu auszuschalten ist wesentliche Voraussetzung, um die eigene Angst zu überwinden. Angst hatte auch Lina Qurbani, die mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet ist. Nach der nervenaufreibenden Überfahrt mit 35 Personen in einem 2 Meter langen Flüchtlingsboot ging es 3 Monate lang zu Fuß weiter nach Deutschland. Dort angekommen tat sich die Familie anfangs mit der fremden Sprache und der ungewohnten Kultur schwer. Der Kontakt zur Aktion Anker und ein Deutschkurs erleichterten die Integration. Auch die anderen Diskussionsteilnehmer konnten sich mit ihren eigenen Erfahrungen zum Thema „Heimat“ ins Gespräch einbringen. So berichtete Friedrun Meyer als Vertriebene von ihren Fluchterfahrungen 1945. Mitten in der Nacht musste die Familie das Haus verlassen, Meyer war zu diesem Zeitpunkt 5 ½ Jahre alt. Es folgten 6 Wochen Flucht bei Tiefschnee und 20 Grad auf einem Traktor. Meyer begleitet auch heute noch das Gefühl von Heimatlosigkeit.
Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer darin, dass Kontakte vor Ort zu Vereinen und Einheimischen für die Integration entscheidend sind. Wichtig ist, sich dem Fremdsein zu stellen und in Kontakt zu kommen. Je mehr wir über die Menschen und deren Hintergründe kennen, desto leichter wird es Flüchtlinge und Fremde zu integrieren.
Auch Politiker beteiligten sich rege an der Diskussion. Ulrich Lange (MdB, CSU), Landrat Stefan Rößle (CSU), Gabriele Fograscher (MdB, SPD) und Albert Riedelsheimer (Bündnis 90/Die Grünen) stellten sich den Fragen des Publikums. Dabei wurde deutlich, dass ehrenamtliche Helfer an bürokratische Hürden stoßen und viele integrierte Flüchtlinge in der nächsten Zeit wieder ausgewiesen werden müssen.
Die Situation in den Herkunftsländern der Flüchtlinge muss verbessert werden. Persönliche Kontakte zu den Ländern sind dabei wichtig, damit den Menschen vor Ort Kompetenzen vermittelt werden können, die das Heimatland voranbringen.