Journalistinnen für den Frieden
Meinungs- und Pressefreiheit sind wichtige Grundlagen für den Frieden
Unabhängige und seriöse Berichterstattung sind die Grundlage jeder Demokratie, jeder funktionierenden Zivilgesellschaft und des Friedens, denn sie ermöglichen eine demokratische Meinungsbildung und sachliche Auseinandersetzung zu gesellschaftlichen Fragen und beugen so Machtmissbrauch und Manipulation vor.
Diktatoren und Autokraten fürchten deshalb die Pressefreiheit, denn sie leben von Propaganda und „fake news“. Mutige Journalist*innen leben gefährlich, müssen ständige Schikanen, Repressionen, willkürliche Anklagen und Verhaftungen ertragen, die sie einschüchtern und mundtot machen wollen. Ihre Nachrichteportale werden schikaniert, geschlossen, verboten, sie selbst mit Klagen, Verhaftungen und drakonischen Gerichtsurteilen bedroht.
Tawakkul Karmann engagierte sich als Reporterin gegen Kinderehen, für Menschenrechte, für Zugänge von Frauen zum Journalismus und eine unabhängige Berichterstattung. 2005 gründete sie „Women journalists without chains“ (Journalistinnen ohne Ketten), deren Leitung sie 2006 übernahm. Sie initiierte einen Nachrichtendienst mit Textnachrichten über SMS, um Machtmissbrauch, Tyrannei und Korruption aufzudecken und für Frauenrechte einzutreten. Als der Nachrichtendienst verboten wurde, organisierte sie kleine Kundgebungen vor dem Amtssitz der Regierung und forderte Meinungs-, Versammlungs -und Pressefreiheit ein, sowie Frauenquoten im öffentlichen Dienst. Bei der Preisverleihung wurde „ihr gewaltfreier Kampf für die Sicherheit von Frauen und für das Recht der Frauen, sich in vollem Umfang an Frieden schaffender Arbeit zu beteiligen“ hervorgehoben. Sie ist die erste Frau aus dem arabischen Raum und mit 32 Jahren zu diesem Zeitpunkt auch die jüngste Preisträgerin des Friedensnobelpreises. Sie widmete ihn den Engagierten des arabischen Frühlings.
Wie Karman im Jemen setzt sich Maria Ressa auf den Philippinen für guten Journalismus ein. Als Gründerin und Chefredakteurin des Online-Nachrichtenportals Rappler berichtete sie kritisch über den Anti-Drogen-Kampf und die Politik des langjährigen Präsidenten Rodrigo Duterte. Sie benannte die willkürlichen Erschießungen, Gewaltexzesse und Menschenrechtsverletzungen, die tausenden Menschen das Leben gekostet haben, als Selbstjustiz und Krieg gegen die eigene arme Bevölkerung.
Seit vielen Jahren warnt Maria Ressa vor Gefahren für die Demokratie durch Algorithmen im Netz, die Wut, Hass und Verschwörungsmythen verstärken. Sie sagt: „In unserem medialen Ökosystem breitet sich ein Lügen-Virus aus. Die Machthabenden verbreiten diesen Lügen-Virus und verändern so die Weltsicht und die Werte von Menschen.“
Das Nachrichtenportal Rappler überprüfte deshalb mit „fact checking“ Nachrichten und Kommentare aus den sozialen Netzwerken auf ihren Wahrheitsgehalt, da z.B. Facebook auf den Philippinen eine wichtige Rolle bei der Nachrichtenverbreitung spielt. Ressa betont immer wieder, dass ohne eine gemeinsame Realität, die auf Fakten basiert, ein Austausch und demokratische Prozesse unmöglich seien. Es geht ihr neben gutem Journalismus auch um den Erhalt demokratischer Werte.
Auch der russische Journalist Dmitri Muratow, der gemeinsam mit Maria Ressa den Nobelpreis 2021 erhielt, sieht die Propaganda als erste Stufe für den Krieg: „Propaganda ist der Koch des Krieges! Propaganda ist der Krieg selbst“. Muratow sieht als Methode der Propaganda, dass „Wahrheit etwas ist, das dem Staat nutzt und den Interessen des Staates dient. Wenn du deine Heimat liebst, bedeutet das, du liebst seine Machthaber…“. Diese Erzählung macht jegliche Aussage der Machthaber unangreifbar und unhinterfragbar und schadet der demokratischen Auseinandersetzung.