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Karsamstag

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Der Karsamstag dient dem Innehalten und loslassen. Er lässt Platz für die Trauer und den Wunsch nach innerer Heilung. Aber er ist auch eine Zeit des Wartens, die Geduld, Hoffnung und Durchhaltevermögen braucht.

Die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez hat Leinöl auf das Hungertuch aufgetragen. Es ist als gelbe Flecken auf dem Hungertuch zu sehen.

Auf was sollen uns diese gelben Flecken aufmerksam machen?

Sollen sie uns an Wunden die eitern erinnern, oder an Salben, die zur Heilung aufgetragen wurden? Oder an…?

Leinöl wird in unterschiedlichen Bereichen verwendet: Auf der Haut trägt es zur Revitalisierung bei. In der Nahrung versorgt es den Körper mit wertvollen Omega Fettsäuren. In der Malerei wird es als Bindemittel für Ölfarben verwendet und macht sie elastisch und haltbar. Leinöl wird auch für die Imprägnierung von Holz und Terrakotta eingesetzt. Bei Metall dient es als Korrosionsschutz und bei Tauwerk, Stahltrossen und Holz im Schiffsbau als Labsal. Labsal kommt in diesem Zusammenhang von „labsalben“, etwas bis in die Vertiefungen einstreichen, umwickeln, mit Leinöl einreiben. 

Was könnten diese Eigenschaften des Leinöls für den Karsamstag bedeuten?

Wenn wir in Situationen des Leids und der Trauer sind, können wir das mit einer körperlichen Wunde vergleichen. Wenn wir verletzt sind, ist die Grenze, die unserer Haut normalerweise darstellt, offen. Das was unter der Haut liegt kommt zutage, wir sind ungeschützt, werden „dünnhäutig“ und sind verwundbarer als sonst.

Das Leinöl wäre dann ein Symbol für einen Schutz, der uns nicht erstarren lässt, aber das Eindringen von zersetzenden und zerstörerischen Kräften verhindert.

Das Leinöl wäre aber auch ein Symbol für die Stärkung von Innen, für die Revitalisierung und den gesunden Aufbau des eigenen Körpers.

Beides sind schöne Bilder für den Karsamstag:

Sich einerseits Zeit zu nehmen und sich im übertragenen Sinne mit Leinöl ‚labsalben‘, einstreichen, umwickeln zu lassen um sich vor zersetzenden Kräften der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit zu schützen und sich andererseits Zeit zu nehmen um sich von Innen stärken zu lassen.

Beides ist im Leid und in der Trauer notwendig, damit die Wunden heilen können und wir wieder heil werden.

Autorin: Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes Augsburg e.V.

02.04.2021
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