Ostersonntag
In der Osternacht wird in den biblischen Texten zurückgeblickt, auf alles was Israel mit Gott erfahren hat. Es wird der goldene Faden gesucht, der ein Symbol dafür ist, dass Gott in allen Höhen und Tiefen der Geschichte immer wieder handelnd und begleitend erfahrbar war. Von der Schöpfung, der Ablehnung des Opfers des eigenen Sohnes, dem Auszug aus der Bedrückung in Ägypten, bis hin zur Verheißung des Beistandes, der Versöhnung und des Friedens in den prophetischen Texten scheint dieser goldenen Faden auf, schwach leuchtend im Dunkel,. Er bleibt im Hintergrund, ist aber immer da. Auch in den Ostererzählungen erkennen die Jüngerinnen und Jünger den Auferstandenen im Anknüpfen an Erfahrungen, die sie mit Jesus gemacht haben. Maria von Magdala erkennt ihn an der Art, wie er ihren Namen nennt, die Emmaus Jünger am Brechen dies Brotes, die Bootsbesatzung im Johannesevangelium am Essen von Fisch und Brot. Plötzlich ist für die Menschen, die diese Erfahrungen machen, der goldene Faden, der schon verloren schien, wieder sichtbar und spürbar. Nach diesen Erfahrungen verändern sich die Erfahrenen, sie kommen zum Blühen, sie überwinden ihre Angst, gehen hinaus, verkündigen, geben auch anderen Hoffnung.
Die chilenische Künstlerin Lilian Moreno Sánchez hat die Bettbezüge, die gebraucht waren, die dünne Stellen und Risse hatten und in die sie weitere Löcher und Risse eingefügt hatte, wieder genäht.
Sie hat alles mit einem goldenen Faden genäht.
Die Nähte sind sichtbar, die Verletzungen und das Leid sind nicht verschwunden, aber durch den goldenen Faden wird eine neue Dimension sichtbar, die Zukunft eröffnet.
Auch die goldenen Blüten zeigen, dass etwas Zartes, Neues aufbrechen, wachsen und blühen will.
Gold ist seit je her die Farbe Gottes, die Farbe der Ewigkeit, die Farbe einer Dimension, die uns Menschen nicht bis ins Letzte zugänglich ist. Sie behält etwas Geheimnisvolles und doch strahlt sie in uns und unsere Welt hinein.
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit um Ihr Leben anzuschauen, wo entdecken Sie den goldenen Faden. Wo haben Sie Erfahrungen gemacht, die Sie etwas vom Göttlichen ahnen ließen?
Nehmen Sie sich eine Zeit der Stille.
Sie können sich auch ihre eigene Sammlung an biblischen Texten zusammenstellen, die ihnen in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens wichtig waren und die sie in Zeiten des Leids oder in Zeiten der Freude begleitet haben
Liedruf: Ich will dir danken, weil du meinen Namen kennst GL433.
Als ich das Hungertuch zum ersten Mal sah und den Fuß zuerst gar nicht erkannte, assoziierte ich mit den Wellen Bilder von Radiowellen, Kommunikation, vielfältige Verbindungen, Schwung…
Inzwischen gefällt mir besonders, dass nicht nur die Knochen des Fußes abgebildet sind, sondern auch diese vielen Wellen, Schwingungen…
Sie könnten unterschiedlich gedeutet werden:
- Die Wellen könnten als Umwege gedeutet werden, die wir entweder bewusst gehen, oder die wir machen müssen weil uns Hindernisse den Weg versperren und die es manchmal braucht um den eigenen oder einen neuen Weg zu finden.
- Die Wellen könnten aber auch den Schwung und die Dynamik symbolisieren, den wir brauchen um vorwärts zu kommen und Anliegen voranzubringen.
- Die Wellen könnten aber auch - wie meine erste Assoziation - als Radiowellen, Lichtwellen, Kommunikation, zwischenmenschliche Schwingungen…gedeutet werden.
Alle drei Deutungen können ganz gut mit dem Ostergeschehen verbunden werden.
- Manchmal braucht es die Umwege und die schweren Erfahrungen um zu erfahren, genau da ist Gott spürbar und sind Christus oder Menschen an unserer Seite.
- Manchmal braucht es auch die Erfahrung, dass uns etwas zu-fällt, geschenkt wird, uns Kraft zuwächst, die nicht aus uns selbst kommt um beschwingt weiterzugehen.
- Manchmal braucht es die Erfahrung in ein größeres Ganzes hineingenommen zu sein, in Verbindung zu sein, in der Gemeinschaft aufgehoben zu sein, gemeinsam mit anderen unterwegs zu sein.
Alle drei Erfahrungen finden wir im Auferstanden wieder:
- Der Weg zur Auferstehung führt durch Kreuz und Tod.
- Christus schenkte seine Liebe und eröffnete Menschen neue Lebensräume.
- Wir sind ein Teil des Leibes Christi und so mit anderen verbunden.
Die französische Mystikerin Madeleine Délbrêl ermutigt uns, Christus immer mehr kennen zu lernen um diese Ostererfahrungen immer mehr zu verstehen und zu verinnerlichen und sich von ihnen verwandeln zu lassen.:
„Du kannst die Liebe nicht machen, sie wird dir geschenkt … Die Liebe ist so umsonst, wie sie notwendig ist. Du gewinnst sie nicht wie in einem Wettbewerb. Du gewinnst sie, indem du sie ersehnst, erbittest, empfängst und weiter verschenkst. Man eignet sich die Liebe nicht an, man lernt sie nach und nach kennen, indem man Christus kennen lernt.“
Liedruf: Im Schauen auf Dein Antlitz, da werden wir verwandelt in Dein Bild (Taize)
oder Lied: Meine Hoffnung und meine Freude GL365
Zünden Sie bewusst Ihre Osterkerze an
Als Zeichen für Christus in der Mitte Ihres Lebens
Gebet:
Der Kraft der Hoffnung trauen
die in unwirtlichem Gelände Samen ausstreut
Der Kraft des Lebens trauen
die zwischen den Steinen zu blühen beginnt
Der Kraft der Liebe trauen
die dem Hass und der Gleichgültigkeit widersteht
Der Kraft Jesu trauen
denn er ging seinen Weg bis ans Ende und darüber hinaus
Halleluja Jesus lebt
Wir gehen seinen Weg jedes Jahr mit
um trotz unwirtlichem Gelände und schwerer Zeit
in uns die Hoffnung, Lebenskraft und Liebe zu stärken
Wir knüpfen an seinem goldenen Faden an und spinnen ihn weiter
Wir verweben unser Leben mit dem seinen
Halleluja Jesus lebt
Christus, Du unsere Hoffnung
Christus, Du unser Leben
Christus, Du Liebe in unserem Alltag
Mit Dir gehen wir unseren Weg weiter
Gestärkt, angefüllt mit Hoffnung und Schwung
Halleluja Jesus lebt
Lied: Im Herzen Jesu schenkt Gott uns ein Zeichen seiner Liebe GL 801
Autorin: Dr. Ursula Schell, Geistliche Begleiterin des KDFB-Diözesanverbandes Augsburg e. V.