Pfingstnovene Tag 8: Wärme, was erstarrt ist
Einstimmung mit Atemübung
Beginn des Gebetes:
Oh Gott komm mir zu Hilfe
Durchatme mich heilige Geistkraft, erfülle mich mit Lebendigkeit und Kraft
Lied: Atme durch und nimm dir Zeit ...
In der deutschen Sprache verwenden wir das Wort Kälte oft auch im übertragenen Sinn für Gefühlskälte, soziale Kälte oder wirtschaftliche Eiszeit. Auch Erstarrung, Maskenhaftigkeit und Starrsinn drücken verschiedene Stadien der Versteinerung aus. Nichts dringt mehr durch. Wenn es soweit kommt, muss sich vorher viel Schlimmes ereignet haben. Wir machen dicht, weil alles andere nicht verkraftbar wäre. Doch wir schlagen so einen Weg ein, der uns von einem geglückten Leben und der Gemeinschaft wegführt. Wie kommen wir zurück? Manchmal helfen liebevolle Menschen, die uns so annehmen wie wir sind. Der liebevolle Umgang taut unseren Eispanzer auf und gibt uns wieder Wärme.
Gebet:
Heilige Geistkraft – Lebensatem Gottes, Deine Hilfe kann das Eis zum Schmelzen bringen.
Heilige Geistkraft – Lebensatem Gottes, Deine Hilfe kann unsere Versteinerung durchbrechen
Heilige Geistkraft – Lebensatem Gottes, Du lässt uns den Weg zum lebendig werden erahnen,
Liedruf: Veni Sancte Spiritus (GL 345,1)
Bibeltext: Röm 8, 22-28
Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Nicht nur sie allein stöhnt, sondern auch wir, die wir schon die Geistkraft als ersten Anteil der Gottesgaben bekommen haben, wir stöhnen aus tiefstem Inneren, weil wir sehnlichst darauf warten, dass unsere versklavten Körper freigekauft und wir als Gotteskinder angenommen werden. Weil wir hoffen sind wir gerettet. Aber eine sichtbare Hoffnung ist keine Hoffnung. Denn welche Hoffnung hat bestand im Blick auf das Sichtbare? Wenn wir auf etwas hoffen das wir nicht sehen können, so gibt uns unser Widerstand die Kraft darauf zu warten. In unserer Ohnmacht steht uns die Geistkraft bei, wenn wir keine Kraft mehr haben so zu beten wie es nötig ist. Die Geistkraft selbst tritt für uns ein mit wortlosem Stöhnen. Gott kennt unsere Herzensanliegen und versteht wofür die Geistkraft sich einsetzt, weil sie im Sinne Gottes für die heiligen Geschwister eintritt. Alles wirkt zum Guten zusammen für die, die Gott lieben, weil Gott entschieden hat sie zu rufen. Das wissen wir.
Besinnung
Manchmal geht es uns wie im Römerbrief beschrieben, wir seufzen und hoffen. Manchmal fehlen uns die richtigen Worte für das Gebet. Wir sind erschüttert und stumm. Ich empfinde die Römerstelle dann immer als große Beruhigung – ich kann nicht mehr und muss auch nicht mehr – aber trotzdem tritt die Geistkraft für mich und meine Anliegen ein – auch wenn sie bei Gott ebenfalls nur Seufzen kann. Doch bei Gott reicht auch dieses Seufzen ohne große Worte.
Gedanken großer Mystiker*innen
Gebet zum Heiligen Geist:
„Komm, heiliger Geist, Lebenshauch,
komm, o Gott-Liebe: erfülle mein Herz,
denn – wehe! – Von allem Guten ist es leer.
Entzünde mich, zu lieben dich!
Erleuchte mich, zu erkennen dich!
Ziehe zu dir mich, erfreut zu werden durch dich!
Errege mich, zu genießen dich!“
Gertrud von Helfta (1256-1302) - Exercitia Spiritualia, 2.Ex, 32f
Segen:
Es segne mich die allumfassende Kraft Gottes des Vaters. Es segne mich die Weisheit des Sohnes. Es segne mich die gütigste innige Liebe des Heiligen Geistes, des Lebenshauches, und sie behüte mich zum ewigen Leben. Amen, so geschehe es.
Gertrud von Helfta (1256-1302) - Exercitia Spiritualia, 1.Ex, 107
Autorin: Dr. Ursula Schell