Portrait Helga S.chuster
Frage: Liebe Helga, was war für Dich der Auslöser, Dein Leben grundlegend zu ändern und diesen besonderen Schritt zu wagen?
Das ist eine gute Frage…. Ich kann darauf mit einem bekannten Zitat antworten. „Eigentlich sind es immer die Begegnungen mit Menschen, die dem Leben seinen Sinn geben“. Mir ging es exakt so. In meiner hauptamtlichen Tätigkeit von 1988 bis 1997 bei der Katholischen Landjugendbewegung bin ich mit einer ganz „normalen“ kaufmännischen Ausbildung gestartet. Dort hab ich dann viele für mich damals ganz neue Impulse bekommen und vor allem Frauen getroffen, die mich ermutigt haben, meine Talente zu leben. Alles hat sich „ergeben“, indem ich immer wieder den nächsten Schritt gemacht habe und dann wieder jemand neuen getroffen habe, die oder der mich inspiriert, ermutigt und aufgefordert hat. Dann hab ich wieder etwas Neues ausprobiert. So ging der Weg über die Jugendarbeit – dort auch viel Frauenarbeit – über eine Freundin zu meiner ersten Gesangslehrerin, dann zu einer Ausbildung in Kulturpädagogik, wo ich wieder jemanden kennen gelernt habe. Durch diejenige kam ich auf die Idee, mich bei einer Münchner Schauspielschule zu bewerben. Dort hatte ich eine sehr beeindruckende Schauspiellehrerin, die mich positiv bestärkt hat, ich hab meine erste Regieassistenz bei einem Musical gemacht und so einen Einblick ins professionelle Regiefach bekommen. Danach dann der Schritt in die Freiberuflichkeit als Sängerin und tja, wie würde ich es nennen? „Bühnenfrau“ passt eigentlich am besten. Dabei ist es aber auch nicht geblieben. Ich hab bis heute – jetzt bin ich 50 – immer wieder neue Herausforderungen gesucht und berufliche Erweiterungen vollzogen. Jetzt gerade wieder: Ich habe eine „sichere Stellung“ im Öffentlichen Dienst aufgegeben, und es geht im Theater weiter.
Frage: Welche Schwierigkeiten oder Ängste galt es zu überwinden? Wurde Dir auch mit Vorurteilen begegnet?
Die beruflichen Möglichkeiten haben sich zu meinem großen Glück immer fast wie von selbst ergeben. Die Chancen muss man dann aber auch ergreifen! Das kann einem niemand abnehmen. Dazu musste und muss ich mir immer wieder ein Herz fassen. Auch Sorgen, wie es finanziell gehen wird, blieben nicht aus.
Einer der schwierigsten Punkte ist aber, mich von den Menschen zu verabschieden, wenn ich weiter ziehe. Auch Unsicherheit und Angst melden sich – klar. Und immer wieder die Fragen: Wer bin ich in anderen Zusammenhängen? Welche Position habe ich, welchen Status? Wie werden die Beziehungen dort gelingen?
Mit meinem theatral geschulten Blick denke ich viel über das Thema „Status“ nach und finde es überall, besonders im beruflichen Kontext. Und wenn wir auf das momentane weltpolitische Geschehen schauen, dann ist es erschreckend, welche Menschen einen hohen Status genießen und was sie sich damit erlauben können.
Frage: Was hat Dich auf Deinem Weg vorwärts gebracht? Wo hast Du Unterstützung gefunden?
Vorwärtsgebracht haben mich in erster Linie Menschen (ich bleibe dabei), und die Chancen, die sie mir gegeben haben: Freund*innen, Kolleg*innen, Lehrer*innen – Sie alle haben mich unterstützt und manchmal auch ein bisschen zu meinem Glück gezwungen.
Für meine ersten Workshops, die ich im Kulturbereich Anfang der 1990er Jahre gegeben habe, hat ein Kollege einfach so lange auf mich eingeredet, bis ich es gemacht hab. Er war überzeugt, dass ich das kann – ich keineswegs! Mit der Leitung von Workshops oder der Konzepterarbeitung hatte ich bis dahin keine Erfahrung.
Genauso ging es mir mit meinem ersten „öffentlichen“ Gesangsauftritt. Ein Freund hatte mir einen Auftritt vermittelt, wo mich niemand kannte, außer er. Und es hat geklappt! Das hat mir Mut gemacht. Nicht zu vergessen meine Eltern und meine Patentante – sie haben immer an mich geglaubt!
Frage: Wie hat Dich persönlich Deine neue Aufgabe verändert? Würdest Du sagen, Sie hat Dich bereichert?
Ich fühle mich lebendig, vital, gestaltend. Ich erlebe viele unterschiedliche Situationen mit den verschiedensten Menschen und in jeweils ganz anderen Arbeitszusammenhängen. Das bringt viel Abwechslung und manchmal ist es zugegebenermaßen auch sehr viel Arbeit.
Wenn ich zurück schaue und sehe, was schon alles geklappt hat, von dem was ich angefangen habe, dann stärkt das meine Zuversicht. Man weiß einfach erst wie etwas ist, wenn man es ausprobiert hat! Darum: los!
Ich kann es nur empfehlen, Neues dazu zu lernen, etwas zu wagen, Talente weiter zu entwickeln, Neigungen zu pflegen, die Freude machen. Und ab und zu etwas tun, wovor man eigentlich Angst hat!
Liebe Helga, vielen Dank für diese offenen Antworten. Wir wünschen Dir alles Gute und weiterhin soviel Leidenschaft und Lebensfreude für Deine Aufgaben!
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