Starke Kinder brauchen kompetente Eltern!
Was sind die spezifischen Potenziale dieser Gruppen? Welche Bedürfnisse haben Kinder, welche Kompetenzen brauchen Eltern? Wie hat sich das System Familie, aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen im Verlauf der letzten 40 Jahre verändert? Darum ging es während einer Matinée im Abraxas Theater in Augsburg, in der anlässlich des 40jährigen Jubiläums unter der Moderation von Lea Thies (Augsburger Allgenmeine) ein Fachpublikum zur Diskussion zusammenkam.
Eltern-Kind Gruppen wichtiger Baustein im Betreuungssystem
Gabriele Wunderle ist Pädagogin und bildet Erzieher*innen aus. Ihr Fokus liegt auf der Förderung von Bindungs- und Bildungsarbeit. „Das Angebot des KDFB fördert Kleinkinder in einer sehr sensiblen Phase. Das Kind ist ein wertvoller Schatz, es hat ein Recht auf feinfühlige Beantwortung seiner Bedürfnisse.“ Genau diese Kompetenzen werden den Eltern in den Gruppen vermittelt. Zentrales Element ist das freie Spiel, hier kann das Kleinkind forschen, entdecken, soziale Interaktion lernen. So ist auch nach 40 Jahren, wie Dr. Evi Thomma-Schleipfer als Vertreterin des KDFB unterstreicht, das Gruppenangebot kein Auslaufmodell. Doris Rauscher (MdL), selbst lange Jahre als Erzieherin tätig, nannte im gesamten Feld der Kindertagesbetreuung die Eltern-Kind Gruppen als einen wichtigen Baustein, der für Eltern wohnortnah eine wertvolle Bereicherung ihrer Erziehungsarbeit darstelle. Marion Hirsekorn, freiberufliche Erziehungs- und Familienberaterin, ergänzt, dass in diesen Gruppen Eltern lernen, ihr Kind als autonomes und selbstwirksames Wesen wahrzunehmen: Die Kinder bauen erste Freundschaften auf und bewähren sich in Gruppenkonstellationen. Eltern und Kinder erleben in ihrem oft hektischen Alltag qualitätsvolle Zeit und die Eltern vernetzen sich untereinander.
Martin Schenkelberg, neu in seiner Position als Sozialreferent der Stadt Augsburg, beschreibt den Betreuungsanspruch von Familien als relativ individuell: So gebe es von der Vollzeitbetreuung durch ein Elternteil bis zum Kindergarteneintritt bis hin zu vollberufstätigen Elternteilen mit Krippenkindern das ganze Spektrum. Den Wert der Eltern-Kind Gruppen sieht er vor allem in deren Scharnierfunktion: Übergänge werden erleichtert, Eltern bekommen leicht Kontaktmöglichkeit und die Kosten sind sehr gering. Explizit wünscht Schenkelberg einen weiteren Ausbau dieser Angebote in enger Verzahnung mit Trägern wie dem KDFB.
Familien vor großen Herausforderungen
Die Diskussion widmet sich auch den gesellschaftlichen Herausforderungen, denen sich Familien heute stellen müssen: Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung, und vielleicht noch Hobbys? All das ist – vor allem für Frauen – nach wie vor nicht einfach unter einen Hut zu bringen. Dringend braucht es hier einen weiteren Ausbau der Kindertagesstätten, eine bessere Regelung krankheitsbedingter Ausfallzeiten und damit verbunden eine familienfreundliche Arbeitswelt. Davon sind wir, wie Doris Rauscher betont, noch immer weit entfernt. Frei nach dem Motto „Der Geist folgt der Struktur“ fordert sie tiefgreifende Veränderungen in den politischen und wirtschaftlichen Strukturen und die Einführung einer Familienarbeitszeit. Aus dem Publikum ergänzen zahlreiche Damen, unter anderem KDFB Vizepräsidentin Sabine Slawik, die Forderung nach einer besseren Bezahlung und Anerkennung von Erzieher*innen, damit außerhäusliche Kindertagespflege seinen hohen Qualitätsanspruch erfüllen kann. Nur so können die hohen Ansprüche an Bindungs- und Bildungsbedürfnisse unserer Kinder gelebt werden.
Wie geht es weiter?
Moderatorin Lea Thies schließt die Diskussion mit einem Blick in die Zukunft: Wo werden hier die Eltern-Kind Gruppen ihren Platz haben? Evi Thomma-Schleipfer resümiert, dass gerade die Diskussion gezeigt habe, wie aktuell das Konzept nach wie vor ist. Aufgabe für die kommenden Jahre wird sein, neue Zielgruppen anzusprechen, die Schulungsangebote für Gruppenleiter*innen immer wieder zu aktualisieren und das Konzept als alternativen Bestandteil neben KITA-Betreuung zu etablieren.
Dank für langjährige Unterstützung
In ihrer Verabschiedung dankt KDFB Diözesanvorsitzende Ulrike Stowasser nicht nur den Teilnehmer*innen der Podiumsdiskussion, sondern vor allem dem Publikum. Hier waren Wegbegleiterinnen des KDFB Gruppenprogrammes geladen, die über viele Jahre hinweg die Eltern-Kind Gruppen konzeptionell und inhaltlich mit viel Herzblut gestaltet haben. Zum Abschluss verweist Stowasser auf das weitere Highlight des Jubiläumstages: Das FaksTheater Augsburg – ein Ensemble für die ganze Familie – spielt in einer KDFB Sondervorstellung das Theaterkonzert „Oben in der Rumpelkammer“. Dazu kamen aus ganz Schwaben Teilnehmer*innen der Eltern-Kind Gruppen angereist und waren begeistert!