Trau Dich! Zweiter Wochenimpuls
Gedanken zu Theresia Haselmayr
Sr. Theresia kommt 1808 als Clara Haselmayr in Dillingen zur Welt. Die Zeit, in die sie hineingeboren wird, ist geprägt von Armut, Hunger, fehlenden Bildungschancen, von Schrecken und Not. Clara wächst in einfachen Verhältnissen auf. Sie muss 14-jährig durch den Tod der Mutter früh für den Unterhalt der Familie mitsorgen. Ihr Weg von der Dienstmagd zur Lehrerin und Ordensfrau bei den Dillinger Franziskanerinnen ist steinig, aber von Herzensmut und einem unumstößlichen Gottvertrauen getragen. Früh wird Clara als erst 28-jährige junge Schwester Theresia in die Leitung der Gemeinschaft gewählt und es ihr ganzes Leben hindurch bleiben. Mit Geschick, Klugheit, wirtschaftlichem Verständnis und Selbstbewusstsein führt sie die sehr kleine Gemeinschaft von sieben Schwestern in die Zukunft und gewinnt viele junge Frauen für den Ordensberuf. Das Herzstück ist dabei neben dem religiösen Leben die Bildungsarbeit für Mädchen und Frauen, später die ganzheitliche Betreuung von Menschen mit Gehörlosigkeit und anderen Behinderungen. Theresia zeigt Profil und Risikobereitschaft in der Gründung weiterer Filialgemeinschaften. Wo Dinge zu scheitern drohen, ist sie bereit umzudenken und neue Wege zu probieren. Mutig vertritt sie ihre Überzeugungen sowohl gegenüber staatlicher als auch kirchlicher Bevormundung. Treu an ihrer Seite, vor allem in der tätigen Sorge für Menschen mit Behinderung, ist Regens Johannes Ev. Wagner, der als geistlicher Begleiter und Regens Anteil nimmt am Geschick der Schwestern. Theresia kennzeichnen Tatkraft und Furchtlosigkeit. Vor allem aber eine franziskanische Grundhaltung: die des geschwisterlichen Miteinanders, gerade wenn es um wichtige Entscheidungen und Weichenstellungen für die Zukunft geht. Die Meinung jeder Schwester wird gehört und gewürdigt. Denn Gottes Stimme lässt sich auch im demokratischen Miteinander vernehmen, davon ist Sr. Theresia überzeugt. Dies sind erstaunlich moderne Ideen in einer auch damals männlich dominierten Kirche. Sr. Theresia stirbt 1878 kurz vor ihrem 70. Geburtstag überraschend in Folge eines Herzinfarkts.
Mich beeindruckt der Mut Sr. Theresias, sich gemeinsam und ohne materielle Sicherheiten in unbekanntes Neuland zu wagen; sie tritt in eine sterbende Gemeinschaft ein, ohne zu wissen, ob aus dem alten Wurzelstock nochmal etwas Neues erwachsen wird. Sie wird Oberin, obwohl sie keinerlei Leitungserfahrung hat. Sie gründet kleine Gemeinschaften, ohne im Voraus ausreichend Mittel zur Verfügung zu haben. Ihr Vertrauen: „Der Segen des Himmels wird ersetzen, was unsere Kräfte nicht vermögen.“
Impuls für den Alltag
Planungssicherheit heißt ein Zauberwort unserer Tage. „Geh los, und vertraue!“, tönt es dagegen in dieser Lebensgeschichte. Ich nehme in die 2. Fastenwoche das Wort „Wage-Mut“ mit. Ich bin besonders aufmerksam, wenn unbekannte, ungeplante Situationen meinen Alltag durchkreuzen. Und traue dem „Wage-Mut“ meines Herzens.