Weltfrauentag: Lage in Afghanistan dramatisch
Dringend müssen Nothilfen ausgeweitet, von Tod und Folter bedrohte Frauenrechtlerinnen außer Landes gebracht und nachhaltige Projekte zur Stärkung der Frauen im Land gesichert werden.Die Situation für die Menschen in Afghanistan verschlechtert sich immer weiter. Die Angst vor der Unberechenbarkeit der Taliban, die die Aufmerksamkeit der Welt für die Ukraine nutzen und ihre Unterdrückung und Verfolgung besonders von Frauen ausweiten, ist groß. Frauen und Mädchen dürfen oft nur in Begleitung eines männlichen Verwandten in die Öffentlichkeit. Schulunterricht und Bildungsprogramme sind nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Friedliche Frauenproteste wurden gewaltsam aufgelöst. Frauenrechtlerinnen, Anwältinnen, Journalistinnen sowie frühere Regierungsbeamtinnen und Bürgermeisterinnen werden verfolgt und sind von Tod und Folter bedroht, berichten Partnerorganisationen vor Ort.
„23 Millionen der 38 Millionen Afghan*innen sind auf externe Hilfe angewiesen. Mindestens 10 Millionen Kinder hungern“, warnt Afghanistan-Expertin Anna Dirksmeier von MISEREOR. Nothilfen und nachhaltige Projekte zur Stärkung der Zivilgesellschaft, insbesondere der Frauen, müssten weitergehen. „Wir fordern die Bundesregierung auf, Wege zu schaffen, damit die Bildungsprojekte für Frauen und Mädchen weiterhin finanziell gefördert werden können und die Rechte der Frauen gestärkt werden“, erklärt Dirksmeier. Deutschland habe eine moralische Verantwortung zu helfen und müsse sich jetzt dafür stark machen, dass die eingefrorenen internationalen Gelder wieder eingesetzt werden können. MISEREOR fördert in Afghanistan aktuell 11 Projekte, darunter Nothilfe-Maßnahmen, mit einer Gesamtfördersumme von rund acht Millionen Euro.
Auch der KDFB steht als katholischer Frauenverband an der Seite der Frauen in Afghanistan. „Frauenrechte sind Menschenrechte, da gibt es keine Kompromisse“, betont KDFB-Präsidentin Dr. Maria Flachsbarth. So müssten Frauenrechtlerinnen, die von Folter und Mord durch die Taliban bedroht sind, und ihre Familien schnellstmöglich gerettet und außer Landes gebracht werden. Auch hier stehe die Bundesregierung in der Pflicht. Parallel dazu, so Dr. Flachsbarth weiter, müssten Frauen in Afghanistan kultursensibel in ihren Rechten gestärkt werden. Denn: „Frauen sind ,agents of change‘, unverzichtbare Treiberinnen des gesellschaftlichen Wandels. Gerade auch als Mütter gestalten sie die Zukunft ihres Landes mit.“
Als langjährige Partner bei der Unterstützung und Stärkung von Frauen weltweit fordern MISEREOR und der KDFB e.V. die Weltgemeinschaft auf, jetzt zu handeln: „Afghanistan befindet sich in einer akuten Notlage. Wir dürfen jetzt nicht wegschauen.“ Gemeinsam rufen sie zu Spenden für Afghanistan auf.
Veranstaltungshinweis:
Die Lage der Frauen in Afghanistan ist auch Thema des Online-Podiums „Umkämpft und bedroht: Frauenrechte in Afghanistan“ am 10. März 2022, 18.00–19.30 Uhr, auf Zoom.
Es sprechen:
- Luise Amtsberg MdB, Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung
- Anna Dirksmeier, MISEREOR-Länderreferentin für Afghanistan
- Dr. Maria Flachsbarth, Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB) e.V.
- Nahid Shahalimi, Aktivistin, Künstlerin und Autorin
Redaktionen sind herzlich eingeladen. Die Referentinnen stehen gern für Interviews zur Verfügung. Anmeldung unter diesem Link.