Wir machen uns stark für Frauen
Gesellschaftspolitisch, kirchlich und sozial engagiert vertreten wir die Interessen von Frauen.

Wir bewegen Gesellschaft!

« zurück

Marlene Mohr ist 65 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und zwei Enkel. Sie lebt im Landkreis Augsburg im Markt Diedorf und ist dort ehrenamtlich aktiv, u.a. seit vielen Jahren als Vorstandsmitglied des KDFB Zweigvereins. Außerdem engagiert sie sich seit 13 Jahren für die „Diedorfer Tafel“. Im Interview mit Margit Uhr berichtet sie über die Motivation für ihr Engagement und spricht über die Herausforderungen und Erfolge der „Diedorfer Tafel“.

Frau Mohr, wie entstand die Idee, in Diedorf – auf dem Land – eine „Tafel“ einzurichten?

Die „Augsburger Tafel“ kam an die Grenzen ihrer Kapazität und suchte nach Möglichkeiten das Problem zu lösen. So kam die Anfrage auch in unseren Ort, ob nicht im Umland eine weitere „Tafel“ eröffnet werden könnte. Ich war damals im Pfarrgemeinderat  der Pfarrei „Herz Mariae“, als darüber diskutiert wurde.

Gab es Bedenken bzw. Widerstände? Was bewegte Sie persönlich zur Ihrem Engagement für die Diedorfer Tafel?

Noch heute klingt der Satz in meinen Ohren: „Wir leben hier im Speckgürtel von Augsburg, bei uns gibt es keine Bedürftigen!“ Da ich aber im Ort aufgewachsen bin wusste ich, dass es auch bei uns Personen gab, die am Existenzminimum lebten. Es war mir ein Bedürfnis diesen Menschen zu helfen.

Wie sind Sie an die Sache herangegangen? Von wem bekamen Sie Unterstützung und Zuspruch?

Zwei Mitstreiterinnen bestärkten mich, indem sie sagten: „Wenn du das machst unterstütze ich dich.“ Also erkundigte ich mich zuerst bei der „Augsburger Tafel“ über alles Notwendige. Dann zog ich los um Räumlichkeiten für die Ausgabe zu finden. Es gab in Diedorf mehrere aufgelassene Bauernhöfe und so hoffte ich dort fündig zu werden. Glücklicher Weise unterstützte unser damaliger Bürgermeister das Projekt und stellte nach längerer, vergeblicher Suche Räume im Bürgerhaus zur Verfügung. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis warb ich um Helfer*innen, suchte potenziell geeignete Personen, denn der Tafeldienst ist körperlich anstrengend. Dann bat ich die örtlichen Geschäfte, ihre aussortierten Waren abholen zu dürfen. Für den Transport musste der eigene PKW herhalten. Die rechtliche Trägerschaft übernahm die katholische Kirchenstiftung. So konnte 2006 in Diedorf eine „Tafel“ mit 16 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern eröffnen.

Wie hat sich die „Diedorfer Tafel“ über die Jahre entwickelt? Was sind aktuelle Herausforderungen?

Anfangs waren es nur wenige Bedürftige, die dort Lebensmittel abholten, aber von Woche zu Woche wurden es mehr. Da es im westlichen Landkreis keine weitere Ausgabestelle gab, kamen bald auch Personen von den umliegenden Orten. Als dann mit der Flüchtlingswelle viele Asylanten nach Diedorf kamen, stieß auch unsere „Tafel“ kurzzeitig an ihre Grenzen. Ich suchte nach weiteren Geschäften und Supermärkten, die Ware an uns abgeben. Der hiesige Sportverein stellte uns einige Zeit sein Mannschaftsfahrzeug zum Einholen der Lebensmittel zur Verfügung. Mittlerweile besitzt die „Diedorfer Tafel“ einen eigenen Transporter, ermöglicht durch Sponsoren. Auch die Diözese Augsburg unterstützte uns finanziell. Momentan arbeiten 30 ehrenamtliche Helferinnen mit - da aus alters-, gesundheitlichen- und anderen Gründen immer wieder Ehrenamtliche ausscheiden, sind wir laufend auf der Suche nach Freiwilligen.

Frau Mohr, mit Ihrem Engagement für „Die Tafel“ bringen Sie viel in Bewegung – was möchten Sie noch kundtun in Richtung Kirche, Politik und Gesellschaft?

Als Insider sehe ich was tagtäglich an Lebensmitteln in den Mülltonnen der Geschäfte landet – ich meine: Das ist eine Sünde! Ich appelliere an jede Einzelne / jeden Einzelnen, die Verantwortung in Bezug auf das Kaufverhalten und Anspruchsdenken zu übernehmen.

Die Hauptaufgabe und der Ursprungsgedanke der Tafeln ist das Retten von Lebensmitteln. Natürlich werden diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte verteilt. Dennoch bleibt es die Aufgabe der politischen Entscheidungsträger, Verantwortung zu übernehmen und die Ursachen von Armut zu bekämpfen.

Die „Tafeln“ sind eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit. Unterstützen Sie uns: mit ehrenamtlichem Engagement, einer Spende oder ideell. Jede Hilfe ist willkommen!

Liebe Frau Mohr, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen alles Gute, für die Zukunft weiterhin viel Kraft für Ihr Engagement und Unterstützer*innen für die „Diedorfer Tafel“!

Vielleicht zieht die Idee „Lebensmittel retten – Menschen helfen“ innerhalb des KDFB Kreise? Informationen zur „Tafel“ finden Sie im Internet unter www.tafel.de.

 

Autor: Margit Uhr, KDFB Bildungsreferentin
05.06.2019
« zurück
Schriftgröße
Schriftgröße